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IG BAU warnt vor Anstieg von Schwarzarbeit in Baubranche

baustelle
20.08.2020 09:00:00
Presse

Gewerkschafter sind entsetzt über Zahlen, die nach Zollkontrollen auf Baustellen erhoben wurden. Dabei hat die Corona-Krise für einen Boom in der Branche gesorgt.

Schwarzarbeit und Sozialbetrug am Bau kosten den Staat jährlich rund 12,4 Millionen Euro. Das ergab eine Auswertung des Bundesfinanzministeriums. Die Gewerkschaft IG BAU warnt jetzt vor einem Image-Verlust der Branche — auch in Wiesbaden.

Erschreckende Statistik

Denn Beamte des Hauptzollamtes Darmstadt, das auch für Wiesbaden und Umgebung zuständig ist, haben allein im vergangenen Jahr 241 Baufirmen überprüft und dabei 444 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Vorgeworfen wurde den Firmen dabei immer Schwarzarbeit und weitere illegale Praktiken.

„Sauber wirtschaftende Firmen dürfen nicht wegschauen.“ - Karl-Heinz-Michel, IG BAU

IG BAU-Bezirkschef Karl-Heinz Michel spricht nun von einem „erschreckenden Ausmaß krimineller Energie.“ Er fürchtet, dass das Image der gesamten Baubranche auf dem Spiel steht und fordert auf: „Sauber wirtschaftende Firmen dürfen nicht wegschauen, wenn sich Konkurrenten nicht an die Regeln halten.“

Dabei habe gerade die Corona-Pandemie für einen Boom der Branche gesorgt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Bau-Umsätze in den ersten fünf Monaten des Jahres um rund sieben Prozent. „Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig die Bauwirtschaft als Stütze der Konjunktur auch in der Region ist“, fasst die IG BAU Wiesbaden-Limburg die Zahlen zusammen.

„Das beste Mittel gegen unerlaubte Geschäfte am Bau ist ein fairer Wettbewerb zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen. Dazu muss sich die ganze Branche bekennen, wenn sie ihren Ruf nicht verspielen will“, so Michel. Die Arbeitgeber hätten in der laufenden Tarifrunde die Chance, die Bauberufe für Fach- und Nachwuchskräfte attraktiver zu machen.

Forderung an den Zoll

„Es kommt nicht nur auf die Zahl der Kontrollen an, sondern auch auf die Qualität.“ - Karl-Heinz Michel, IG BAU

Entscheidend sei für den Gewerkschafter aber auch, dass der Zoll schwarze Schafe noch stärker in den Blick nehme. „Es kommt nicht nur auf die Zahl der Kontrollen an, sondern auch auf die Qualität. Hier braucht die Finanzkontrolle Schwarzarbeit mehr Personal“, so Michel. Laut Finanzministerium waren beim Hauptzollamt Darmstadt zu Jahresbeginn lediglich 188 Planstellen besetzt.

Die Zollstatistik geht auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen) zurück. Die Arbeitsmarktpolitikerin stellt gegenüber der IG BAU fest: „Schwarzarbeit und Lohn-Betrug sind keine Kavaliersdelikte. Der Zoll muss gestärkt werden, um flächendeckend kontrollieren und wirksam gegen illegale Machenschaften vorgehen zu können – gerade auf dem Bau.“ (ts)